14.10.14

Leben in dieser Stadt?

Venedig. Eine Stadt von der jeder schon einmal gehört hat. Eine Stadt unter der sich jeder etwas vorstellen kann. 
Eine Stadt meiner Kindheit, eine Stadt aus Wörtern. 

Schon damals, bei dem Vorlesewettbewerb unserer 6. Klasse, vom Schulpult uns entgegen flüsternd saß meine Schulfreundin Vicky vor uns, hinter einem Buch voller Abenteuer und Worte, die ich auf einmal, versteckt in den Gebäuden und Gassen dieser Stadt wieder finde.  Herr der Diebe, ein Ort voller Geheimnisse und Wiedersprüche, 

eine Oase der Romantik und Trauer, ein Paradis des Antiken und Zerbrechlichen. Jeder Schritt bedacht, durch die 
Angst im Labyrinth der schmalen Pfade verloren zu gehen, ohne einen Ausweg zu finden aus dem Wirrwarr und Durcheinander der Brücken und Häuserschluchten.

Leben in dieser Stadt? Es schein unwirklich ja unmöglich. Ich müsste fliegen können um sie zu verstehen, doch bin 
ich der Schwerkraft ausgeliefert und muss mich mit Menschenmassen aus fernen Ländern durch die Gassen quetschen und das nicht selten aufkommende Gefühl der Klaustrophobie an die nächste Ecke, hinter das nächste dunkel feuchte Gemäuer schicken.

Die Boote scheinen zu kippen unter der Last ihrer Mitreisenden. Die Fassaden scheinen zu brechen unter den vielen Bildern der Durchreisenden. Das Gewicht der Stadt ruht auf Eichenpfählen die verrotten, das Schicksal dieses Ortes in andere Hände legen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen